Sie
"kam, sah und siegte". Brigitte Karallus kam im
April 1964 an unsere Mittelschule.
Sie
war eine junge Frau, die Anfang 1964 "aus Südafrika"
(genauer gesagt aus Pietermaritzburg) nach Deutschland gekommen
war. Dort hatte sie von 1959 bis 1961 studiert und bestand
dort ihre Lehrerprüfungen in Englisch und Biologie.
Sie
kam Ende Februar 1964 nach einer abenteuerlichen
Reise zu uns nach Freiburg und wohnte in einem der Lehrerhäuser
im Krankenhausweg. Im gleichen Haus wohnte auch Fräulein
Rincke. Zum Glück für Fräulein Karallus. Denn
gleich in den ersten Tagen des Aprils 1964 wurde es lausig
kalt - und Brigitte Karallus fror "wie ein Schneider"
- bis Marie Rincke ihr etwas Heizmaterial für den Ofen
"lieh".
Fräulein
Karallus unterrichtete uns in Englisch und führte auch
Sportunterricht durch.
Während
unseres letzten Schuljahres 1964/65 muss sie offenbar großen
Eindruck auf uns, speziell vielleicht auf die Jungens, gemacht
haben. Einen dezenten Hinweis darauf gibt es in unser Abschlusszeitung
in der Rubrik "Schul-Abc" beim Buchstaben "E"
heisst es nämlich:
"E
- Englisch hatten alle gern
besonders unsere jungen Herrn."
In
unserer Abschlusszeitung schrieben wir zudem über Sie:
"Wer
klopft ein Ei an seinen Kopf?
Wer
rutscht vom Deich im Galopp?
Das ist das Fräulein mit dem aschblonden Haar,
Gerne denken wir an sie zurück.
Drei Musketiere sind nichts gegen sie,
im Ernst nicht und auch nicht im Scherz.
Ja, das Fräulein Karallus vergessen wir nie,
denn rauh ist die Schale und weich das Herz."
Das
Rätsel mit dem Ei in der ersten Zeile unseres Textes
in der Abschlusszeitung hat diese Auflösung:
Fräulein Karallus begleitete uns auf unserer Klassenfahrt
in den Harz nach Torfhaus. Bei dem gemeinsamen Frühstück
brachte unser Schulfreund Werner sie dazu, ein Frühstücksei
in einer etwas unkonventionellen Art aufzuschlagen.
Und
was ist mit vom Deich rutschen?

Wahrscheinlich hatte Brigitte Karallus zum ersten Mal in
ihrem Leben Schnee und Winter hier bei uns in Kehdingen
erlebt. Denn in ihrer südafrikanischen Heimat schneite
es wahrscheinlich nie. Und bei einem Spaziergang an den
Allwördener Deich sprang sie in jugendlichem Übermut
in die dicken Schneewehen; sie war ja auch erst 25 Jahre
jung.
Und
unser Schulfreund Dettmar Delbos, der eine Klasse unter
uns war, kann sich an Fräulein Karallus auch noch gut erinnern:
In Englisch "nervte" sie uns, mit dem Märchen ‚Androkules
and the Lion'. Wir nahmen dafür ihre Schuhe "aufs Korn"
und bezeichneten diese dann despektierlich als ‚Elbkähne'
und ‚Schlickrutscher', weiß Dettmar noch heute.
1965
ging sie, wie wir, von unserer Schule ab. Sie wechselte
zur damaligen Mittelschule Westerbeverstedt in der Nähe
von Bremerhaven und später war sie bis zu ihrer Pensionierung
in der Nähe ihres heutigen Wohnortes im Rhein-Neckar-Gebiet
weiterhin als Lehrerin und in der Erwachsenenbildung tätig.
Sie
leitet heutzutage in ihrer Kirchengemeinde einen Seniorenkreis
Schön,
dass wir jetzt noch sagen können: es geht ihr recht
gut.