Erinnert
ihr Euch noch an unsere Lehrerin Gisela Heer?
Sie
kam mit der "Generation" der jüngeren (und
moderneren) Lehrerinnen zum Schuljahresbeginn 1962 an unsere
Mittelschule.
Fräulein
Heer hatte vorher Deutsch und Geschichte studiert und bestand
im Februar 1962 ihre 1. Prüfung als Mittelschullehrerin
an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen.
Wir
(Abgangsklasse 1965) hatten bei ihr Geschichte und Gemeinschaftskunde.
Sie hatte damals noch eine weitere Lehrerprüfung zu bestehen.
Und Detlev aus Wischhafen erinnert sich, dass eines Tages
eine Kommission streng aussehender Herren (u.a. der Schulrat
Beste) zu uns am 15. Juni 1963 in den Unterricht kamen und
Fräulein Heer (und wir als eine Art "Probeklasse")
offenbar eine Art Prüfung bestehen mussten. Tatsächlich
war dies eine Prüfung bevor der Kreis Stade sie fest
als Lehrerin an unserer Mittelschule anstellte.
Demokratie
war ihr Thema. Als Lehrerin der Nachkriegsgeneration war sie
in der Lage, mit uns über das Nazi-Reich Hitlers zu sprechen.
Sie unterrichtete auch Deutsch.
Und im Deutschunterricht übte sie mit der Klasse 10 des
Abgangsjahrgangs 1964 dann das sagenhaft gute
Theaterstück
«Der Geizige» ein.
Das
Stader Tageblatt berichtete am 9. November 1963 begeistert
über die Aufführung. Und schrieb auch dieses:
"Die junge Mittelschullehrerin Fräulein Heer,
die seit Ostern 1962 an der Mittelschule Kehdingen tätig
ist, hat die Aufführung vorbereitet und geleitet.
Bevor sich der Vorhang hob, gab sie eine kurze Einführung
in die gesellschaftlichen Verhältnisse Frankreichs
zur Zeit Molières (1622-1673) und in das Wesen
seiner zeitlosen Komödie." |
Gisela
Heer ging, wie wir, 1965 von unserer Schule ab. Sie unterrichtete
dann an der Realschule in Jork und verheiratete sich. Ihr
Familiennahme ist Löhden. Sie unterrichtete weiter in
Berlin und wohnt dort. 1984 war sie beim Klassentreffen des
Abgangsjahrgangs
1964 noch dabei.
In
unserer Abschlusszeitung würdigten wir Fräulein
Heer so:
"Fräulein
Heer hat mit den Germanen und mit uns die liebe Not,
tut zur Ruhe nutzlos mahnen,
Demokratie ist ihr oberstes Gebot."
In
der Abschlusszeitung unseres Abgangsjahrgangs 1964 erinnern
wir uns über Gisela Heer ebenfalls ganz begeistert mit
diesen Zeilen:
Und jetzt kommt, hören Sie bitte her,
unser liebes Fräulein Heer.
Wir müssen immer wieder über sie staunen, sie hatte niemals
böse Launen.
Andauernd gebrauchten wir neue Hefte, entstanden auch oft
die tollsten Proteste.
Was wär' nur mit dem «Geizigen» passiert,
hätte Fräulein Heer ihn nicht so dressiert.
Sie war ein guter Intendant
und wurde von allen anerkannt.
Die Theaterfahrt war wunderschön,
leider haben wir die Reeperbahn nur von weitem gesehn.
Viele aufregende Aufsatzthemen
ließ Fräulein Heer sich niemals nehmen.
Die Kommaregeln. o verflixt,
hat sie uns ganz schön eingetriezt.
Auch Macbeth haben wir durchgekaut, manche leise, manche laut.
Die Geschichtsstunden waren recht amüsant, aber sind uns Bismarck
und Napoleon wirklich bekannt?
Wir durften, war's auch nicht zu ihrem Behagen, immer unsere
Meinung sagen!
Wir danken Ihnen für Ihre Güte und Geduld!
Ich
erinnere mich, dass wir ihr ein Abschiedsgeschenk machten.
Nämlich den damaligen Bestseller «Mein Name
sei Gantenbein» des Schweizer Schriftstellers Max
Frisch. Unser damaliges Dankeschön hat Gisela Heer noch
immer in ihrem Bücherregal stehen. Sie hat ihre "Regisseurtätigkeit"
an ihrer Realschule in Berlin fortgesetzt und mit ihren neuen
Schüler Max Frisch' Theaterstück «Biedermann
und die Brandstifter» aufgeführt. Die letzten
10 Berufsjahre war Gisela Heer dann überwiegend mit der
Ausbildung von Referendaren beschäftigt.
Hier
sehen wir Gisela Heer wie sie ganz entspannt unseren Schulfreundinnen
und Schulfreunden 1964 einiges in Geschichte näherbringt.
Das Bild stammt von Kunibert F., früher Balje; Abgang
1966.