Erinnert
ihr euch noch an unsere Lehrerin Frieda Bohlmann?
Frieda
Bohlmann war ursprünglich von Beruf Fachlehrerin für
Maschinenschreiben und Stenografie. Sie war in den Jahren
vor dem 2. Weltkrieg als Chefsekretärin tätig; stammte
aus Berlin und kam im April 1945 nach Freiburg (Elbe).
Ab
1948 gab sie Schülerinnen und Schülern unserer Mittelschule
nachmittags Privatunterricht in Kurzschrift und Maschinenschreiben.
Ihren Unterricht durfte sie damals in den Räumen unseres
alten Schulgebäudes geben.
Schüler
und Schülerinnen, die nicht in Freiburg wohnten, konnten
so gut wie gar nicht teilnehmen. Das gefiel unserem damaligen
Rektor Erich Wewzow nicht. Und so beantragte er beim Regierungspräsidenten
Steno und Maschinenschreiben in den offiziellen Stundenplan
aufzunehmen.
Im
Dezember 1956 begann Frieda Bohlmann dann als nebenberufliche
Lehrerin den Unterricht in Stenographie und Schreibmaschine.
Pro Schulstunde erhielt sie damals eine Vergütung von
4 DM. Sie wohnte in der Allwördener Straße 7 Ecke
Hühnerhörne; schräg gegenüber unserer
alten Mittelschule.
Fräulein
Bohlmann war in den 1950er Jahren politisch engagiert. Sie
bewarb sich im Oktober 1956 auf
der CDU-Wahlliste um
einen Sitz im Freiburger Gemeinderat.
Die
Unterstützung der Familien, die aus Ostpreußen
nach dem schrecklichen Weltkrieg nach Kehdingen kamen, war
ein Teil ihrer "politischen Privatwelt".
Frieda
Bohlmann, rechts im Bild, mit "ihrer" Ostpreussengruppe
beim Jubiläumsumzug aller Freiburger Vereine 1955 zur
800-Jahrfeier Freiburgs:
Wie
alle Lehrer und Lehrerinnen war sie auch "kulturell"
in Freiburg und Nordkehdingen eine der wesentlichen Stützen.
Das zeigt sich auch an einem Eintrag im Protokollbuch des
Schulausschusses der Gemeinde Freiburg: als 1951 eine Schulbuch-Leihbücherei
der Volksschule Freiburg eingerichtet werden sollte, wurde
sie als Vertreterin der sog. Wohlfahrtsverbände als Kommissionsmitglied
zur Entscheidung über die Ausleihe ernannt.
In
der Schulchronik unserer Mittelschule ist zudem dieses über
Frieda Bohlmann's gesellschaftliches Engagement dokumentiert:
17.
Dezember 1961:
Schüler und Schülerinnen der Klasse 10 führen am Sonnabend
und Sonntag in den fünf Nordkehdinger Kirchen das Krippenspiel
von Elisabeth Ehlert unter Leitung von Frl. Frieda Bohlmann
auf. Dazu singen ein Kinderchor unserer Schule und die vereinigten
Kirchenchöre... [...aus Oederquart, Krummendeich, Freiburg]
Für
ihren Unterricht hatte sie Qualitätsanforderungen selbst
entwickelt. Um eine gute Beurteilung ("Zensur")
z.B. im Maschinenschreiben zu erhalten, waren pro Schreibseite
maximal 6 Fehler erlaubt.
In
unserer Abschlusszeitung 1964 bedankten wir uns bei
unserer Steno- und Maschinenschreiben-Lehrerin mit diesen
Zeilen:
Fräulein B o h
l m a n n ------------------------ Fräulein Bohlmann tut
sich oft die Hände reiben,
ob in Steno oder Maschinenschreiben.
Sie hatte keineswegs vor, uns zu verwöhnen: Man hört es
bei uns oftmals stöhnen.
Die Arbeiten waren meistens schwer, wir finden keine Buchstaben
mehr!
Doch daß niemand
ein falsches Bild erhält: Fräulein Bohlmann ist eine Lehrerin,
die uns sehr gut gefällt.
Sie war von Anfang
an schon die Gutmütigkeit in Person. Sie hat, wir konnten
es kaum fassen, uns manche Strafarbeit erlassen!
Fräulein Bohlmann plagte sich mit uns 3 Jahre lang, wir
sagen ihr dafür unsern herzlichsten Dank!
In
unserer Abschlusszeitung 1965 würdigten wir
Fräulein Bohlmann so:
"Steno und
Maschinenschreiben lassen wir jetzt gerne bleiben. Fräulein
Bohlmann quälte sich mit uns allen fürchterlich".
Bald
nach unserem Abschluss 1965 geriet unsere Mittelschule in
unruhiges schulpolitisches Fahrwasser. "Kurzschuljahre",
Lehrermangel und dauernde "Umstrukturierungen" führten
zur Aufgabe von Schulunterricht in derartigen Praxisfächern
wie Maschinenschreiben oder Steno. Für kurze Zeit hatte
Wilhelm Rompf noch Steno und Schreibmaschine unterrichtet.
Mitte 1967 war damit dann gänzlich Schluss.
Frieda
Bohlmann schied dann 1967 aus dem Dienst unserer Mittelschule
Freiburg (Elbe) aus.
Frieda
Bohlmann (geboren 1895) verstarb in unserem Mittelschulort
Freiburg Ende September 1975.
14.01.2024